Curriculum "Psychotherapie mit dem Inneren Team", NEU ab 2025
Curriculum | Module | Hinweise zum ersten Durchgang 2025-2026 | Supervision und Selbsterfahrung Kurssystem bis 2024
Mit ersten Durchgang unserer curricularen Weiterbildung möchten wir Teilnehmenden, die bereits bei uns mit der Weiterbildung begonnen haben, die Möglichkeit bieten, in einer festen Gruppe weiterzumachen. Modul 1 der neuen Weiterbildung entspricht dem bisherigen "Basiskurs Psychotherapie", dem bisherigen Start in die Weiterbildung. Daher starten wir in diesem Durchgang mit Modul 2. Wenn Sie bereits mit der Weiterbildung begonnen haben, dann erfahren Sie hier, wie Sie sich gemäß dessen, was Sie bislang am IfiT absolviert haben, in die neue Gruppe einfädeln können.
Wenn Sie mit der Weiterbildung neu starten wollen, dann tragen Sie sich bitte in unseren Newsletter ein, dann informieren wir Sie, wann eine neue Gruppe startet.
Modul 1: Einführung in den Methodenkoffer und die therapeutische Haltung der Selbst-Führung
Das erste Modul gibt einen Überblick über die Methoden der psychotherapeutischen Arbeit mit dem Inneren Team und führt theoretisch und praktisch in die therapeutische Haltung der Selbst-Führung ein.
Themen:
Das Modell des Inneren Teams
Das ‚Selbst‘ als Führungsinstanz
Trauma und Traumatisierung im Inneren Team
Visualisierung und Arbeit am Blatt
Arbeit auf der äußeren Bühne (psychodramatische und gestalttherapeutische Techniken)
Arbeit auf der inneren Bühne (Imagination)
Indikationsstellung: wann welche Methode?
Es werden Peergroups gebildet, die für die Dauer der Weiterbildung zusammen arbeiten.
Modul 2: Selbst-Führung (Vertiefung), Kontaktaufnahme mit instabilen Systemen, Stabilisierende Arbeit
Therapeutische Haltung
Natürlich bringen wir eigene Teile in unsere Arbeit mit! Wenn wir uns diesen wohlwollend und interessiert zuwenden, dann können wir uns mit ihnen anfreunden und auf ihre Ressourcen und Weisheiten zurückgreifen. So finden wir zu mehr Selbst-Energie, was sowohl dem therapeutischen Prozess als auch uns selbst zugutekommt. In Folge können sich sowohl unsere eigenen Teile als auch die unserer KlientInnen entspannen. Die Arbeit ist dann geprägt von Klarheit und Gelassenheit statt von Leistungsdruck und Anspannung, wir sind weniger erschöpft und können in unserer Arbeit mehr Leichtigkeit und Freude finden.
Oft haben uns scheinerwachsene Anteile zu unserem Beruf motiviert. Im Seminar werden wir typische TherapeutInnenteile (z.B. Retter und Perfektionistinnen) und ihre beschützenden Aufgaben kennen lernen. Wir werden lernen, Selbst-Energie von selbstähnlichen Teilen zu unterscheiden und erste Schritte unternehmen, selbstähnliche Teile zu entlasten.
Welche inneren Teile blockieren unsere Selbst-Energie im therapeutischen Prozess und wie können wir ihr Vertrauen gewinnen? Wie können wir uns in der therapeutischen Arbeit unseren eigenen Teilen zuwenden und uns zugleich so von ihnen lösen, dass sie nicht die Führung übernehmen? Wie gehen wir mit inneren Kritikern und Zweiflerinnen um? Können wir uns Teilen, die bisweilen an unserer Berufswahl zweifeln, angstfrei und liebevoll zuwenden?
Kontaktaufnahme mit instabilen Systemen und stabilisierende Arbeit
Zugleich vertiefen wir die Arbeit mit der Imagination und das Thema ‚Trauma‘. Die innere Bühne der Imagination, also die Arbeit mit inneren Bildern, ermöglicht uns eine behutsame und kontrollierte Annäherung an traumatisierte innere Anteile und deren Wächter.
Die Arbeit mit einem traumatisierten inneren System kann nur dann gelingen, wenn alle inneren Anteile des Klienten der Therapeutin vertrauen und mit ihr zusammenarbeiten. Es ist daher wichtig, dass die Therapeutin oder der Therapeut skeptische, misstrauische und ängstliche Wächter findet, ihre Bedenken ernst nimmt und dem System hilft, eine neue Form von Stabilität zu entwickeln. Dies ist die Voraussetzung für vertiefende traumatherapeutische Arbeit und zugleich eine eigenständige und wichtige therapeutische Intervention.
Daher beschäftigen wir uns in diesem Modul mit Kontaktaufnahme und Stabilisierung. Welche Art der Kontaktaufnahme mit Wächtern und traumatisierten inneren Anteilen ist angemessen, erfolgversprechend und sicher? Welche Haltung erfordert dies bei der Therapeutin? Wie können Klientinnen stabilisiert werden? Und wie kann man verdeckt wirksame Anteile identifizieren und in die Arbeit einbeziehen?
Modul 3: Differenzierte Diagnostik der inneren Dynamik, Vertiefende Arbeit mit traumatisierten Anteilen und ihren Wächtern
Vertiefung der Erhebung am Blatt: Die Dynamik herausarbeiten
Alle Teammitglieder sind am Flipchart visualisiert – und nun? Die Klientin sagt ratlos „Das sind aber viele...“ und der Therapeut denkt (heimlich genauso ratlos): „Stimmt...“
Bei der Erhebung am Blatt die Dynamik im Inneren Team prägnant herauszuarbeiten ist eine hohe Kunst! Wenn wir diese beherrschen, dann können wir durch die Visualisierung des Inneren Teams gemeinsam mit unseren Klientinnen innerhalb kurzer Zeit die Hintergründe ihrer Schwierigkeiten verstehen und Ansatzpunkte für die weitere Arbeit finden.
Wie können wir dabei vorgehen und welche Fallstricke gibt es? Anhang von Fallbeispielen erarbeiten wir die 2. Ordnung (also die Dynamik der Teamaufstellung) und auf deren Grundlage sinnvolle Vertiefungsmöglichkeiten. Ziel ist, dass die Teilnehmer lernen, dem Prozess der Erhebung und ihren eigenen Impulsen zu vertrauen.
Vertiefende Arbeit mit Wächtern und traumatisierten Anteilen
Die in Modul 2 erlernten stabilisierenden Methoden zur Arbeit mit Wächtern und Verletzten sind wichtige und wirkungsvolle therapeutische Interventionen, die unsere KlientInnen oftmals sehr erleichtern. Sie ermöglichen eine neue Qualität der Beziehung zwischen den KlientInnen und ihren Teilen und schaffen Vertrauen. Nicht selten stellt dies einen großen Teil der therapeutischen Arbeit dar.
Zugleich wird dadurch die Voraussetzung für eine tiefere Heilung von traumatisierten, in der Vergangenheit festgefrorenen, Teile geschaffen. Für diese Teile ist das Trauma ewige Gegenwart. Sie wissen nicht, dass die Situation lange vergangen ist, der Mensch womöglich erwachsen geworden ist. In diesem Modul befassen wir uns damit, wie diese Teile aus der verstörenden oder traumatisierenden Situation herausgelöst und von ihren Lasten befreit werden können. Diese Lasten können persönlicher, aber auch transgenerationaler oder kultureller Art sein (z.B. Gefühlszustände, Erinnerungen, Glaubensätze, oder Aufträge der Eltern, kulturelle Gebote).
Diese Arbeit auf der Inneren Bühne hat eine enorme Kraft. Indem wir der Bewegung und der Bilderwelt der KlientInnen folgen, ermöglichen wir ihnen, sich von quälenden Gefühlen (Ängsten, Scham- und Schuldgefühlen) oder hartnäckigen Überzeugungen (z.B. nichts wert zu sein) nachhaltig zu befreien. KlientInnen berichten nach Entlastungen häufig von spürbarer Erleichterung und einer deutlich verbesserten Lebensqualität.
Modul 4: Vertiefung äußere Bühne, Arbeit mit destruktiv agierenden Wächtern, Variation & Improvisation
Vertiefung Äußere Bühne: Arbeit mit psychodramatischen Techniken
Bei der Arbeit auf der äußeren Bühne inszenieren wir die innere Dynamik im Raum. Wir weisen Anteilen auf Stühlen oder im Raum einen Platz zu, bitten die KlientIn, ein Symbol, ein Tier oder eine Figur für einen Anteil auszusuchen, stellen durch Kissen, Seile oder was immer wir im Therapieraum verfügbar haben, Szenen nach.
Durch diese Externalisierung der inneren Dynamik eröffnen wir einen Spielraum. Wir können die innere Dynamik nun gemeinsam erkunden, unsere KlientInnen anregen, Neues auszuprobieren und erleben, wohin das führt und wie sich das anfühlt. Die Arbeit auf der äußeren Bühne lebt vom Spieltrieb – von unserem und dem unserer KlientInnen. Sie macht Spaß, kann auch schweren Themen eine Leichtigkeit geben und unseren KlientInnen dabei helfen, diese wichtige und lustvolle innere Ressource wieder zu entdecken.
Wir vertiefen in diesem Modul die Techniken der äußeren Bühne (Doppeln und Rollentausch), lernen zu improvisieren und sprechen über Indikationen: wann und wofür eignet sich die äußere Bühne besonders gut?
Suizidalität – Selbstverletzung – Gewalt: Arbeit mit destruktiv agierenden Wächtern
Außerdem geht es spätestens jetzt um die Arbeit mit destruktiv agierenden Wächtern – wenn wir uns diesem Thema nicht anhand konkreter Beispiele schon vorher in der Weiterbildung zugewandt haben.
Jeder innere Anteil hat im Kern eine konstruktive Absicht – das ist die Grundhaltung unserer Arbeit. Es geht um Kontakt und Würdigung, um behutsame Annäherung und das Wissen, dass Veränderung Zeit braucht. Diese Grundhaltung ist nicht immer leicht zu halten, wenn Teile sehr destruktiv agieren, mit Gewalt, Selbstverletzung oder Suizidalität. Die Arbeit mit diesen Teilen ist aus zwei Gründen schwieriger. Zum einen stehen diese Nothelfer unter besonderem Druck, das macht sie rigide und unflexibel, es ist schwerer, sie zu erreichen und ins Boot zu bekommen. Wir sind hier in unserer Kunstfertigkeit besonders gefordert.
Zugleich können die Strategien der Nothelfer auch in uns viel auslösen. Wenn die Möglichkeit im Raum steht, dass der Klient oder die Klientin sich selbst oder jemand anderen verletzen oder gar töten könnte, reagieren häufig Teile in der Therapeutin oder dem Therapeuten mit Angst oder Wut. Es ist wichtig, mit diesen eigenen Teilen umgehen zu können, damit wir auch und gerade in diesen zugespitzten Situationen aus dem Oberhaupt heraus agieren können.
Darum kümmern wir uns hier einerseits um die Dynamik der Nothelfer: was lässt diese Teile so extrem reagieren und was ist hilfreich im Umgang mit ihnen? Und zugleich wenden wir uns unserem eigenen Innere Team als TherapeutIn zu: Welche Teile können hier unsere therapeutische Arbeit beeinträchtigen und was brauchen diese?
Improvisation auf allen Bühnen
Erhebung am Blatt, innere Bühne, Stuhlarbeit oder Arbeit mit Figuren? Nehmen wir die Gesamtdynamik in den Blick oder konzentrieren wir uns auf einzelne Anteile (und mit welchen sollten wir sinnvollerweise anfangen)? Passt eine der Standardmethoden oder müssen wir variieren, improvisieren oder etwas Neues erfinden (und wie geht eigentlich Neuerfinden?)
Wie können wir Bilder und Metaphern nutzen, um den Prozess zu vertiefen und zu steuern? Wie können wir die Bilderwelt von KlientInnen anregen und dabei unsere eigene Gegenübertragung nutzen? Wie können wir KlientInnen an schwierigen Punkten in Entscheidungsprozesse einbeziehen und gezielt Ressourcen aktivieren? Wann ist es sinnvoll, als TherapeutIn direkt mit Anteilen in Kontakt zu gehen und wie kann das gehen?
In diesem letzten Modul üben wir uns darin, unser Vorgehen passend zum Anliegen des Klienten oder der Klientin maßzuschneidern und zu improvisieren. Ziel ist, dass Sie Sicherheit in der Auswahl und der Variation Ihrer Methoden und Spaß am Ausprobieren und an Improvisation bekommen.